Hafen von Cork, Irland, Februar 1841:




Cork in the 1840s. Engraving by William Henry Bartlett, from ‘Scenery and Antiquities of Ireland’ by George Virtue


Der 43-jährige Tagelöhner und Banjospieler Pádraig O'Brien, genannt Paddy, reiht sich ein in die lange Schlange der Männer mittleren und fortgeschrittenen Alters, die sich entschieden haben, dem Hunger und der Unterdrückung durch die Briten zu entgehen und in die Neue Welt auszuwandern. Lange hatte er gehofft, diesen Schritt nicht gehen zu müssen, doch nachdem es ihm nicht einmal mehr möglich war, sich mit dem Banjospiel ein warmes Essen und ein frisch gezapftes Guinness zu verdienen und auch die günstigen Kartoffeln zunehmend merkwürdiger schmecken und aussehen, sieht er sich gezwungen, sein Glück
auf der anderen Seite des Atlantiks zu suchen.

Sechs Wochen dauert die Überfahrt mit der dreimastigen Bark „Molly Malone“. Den Ohrwurm, den dieser Name bei ihm auslöst, wird Paddy in den nächsten zwei Monaten nicht los. Ebenso die Läuse, die sich in seinem roten Vollbart eingenistet haben. In New York angekommen macht unser Vorzeige-Ire nach kurzer Orientierung in guter irischer Tradition erst einmal den nächstbesten Pub ausfindig, um mit seinem letzten übriggebliebenen Penny und einem kühlen Bier seine Kehle zu befeuchten, denn es ist der 17. März, St. Patrick's Day, sein Namenstag!


Als Pádraig gerade dabei ist, seinen ersten Abend in den Vereinigten Staaten mit einem Bier an der Bar des „Red Stag“ Pubs zu verbringen, wird ein Herr in teurem Anzug auf den sehnigen Ausländer aufmerksam. Es handelt sich um Jock Stuart, einen Amerikaner irischer Abstammung. Er arbeitet für Baltimore and Ohio Railroad, eine Eisenbahngesellschaft, die gerade auf der Suche nach arbeitswilligen billigen Arbeitskräften ist. Einwanderer sind dafür natürlich die erste Anlaufstelle und daher nimmt es nicht Wunder, dass der gute Mister Stuart gerade an diesem Abend in der dem Hafen am nächsten gelegenen Zeche anzutreffen ist. Besonders seine irsichen Brüder hofft er, für die körperlich sehr fordernden Aufgaben beim Eisenbahnbau gewinnen zu können, da er auf keltische Tüchtigkeit setzt. Dank seines auffälligen roten Bartes ist unser Held natürlich leicht als Ire erkennbar. Mister Stuart gesellt sich zu Paddy an die Bar und ordert seinem Landsmann erst einmal ein frisches Bier, da dieser sich aus Geldnot schon seit Stunden an seinem mittlerweile warmen Guinness festhalten muss. Der Traum eines jeden Trinkers, dem das nötige Kleingeld fehlt, geht für Pádraig O'Brien gerade in Erfüllung. Nach einer längeren Unterhaltung, während dieser der Amerikaner dank des dicken Akzents seines Gegenübers des Öfteren verständnislos die Schultern zucken muss, erklärt sich Paddy mit breitem Grinsen und lautem „Aye!“ dazu bereit, dem neuen Bekannten nach West Virginia zu folgen, um beim Bau einer neuen Eisenbahnverbindung zu helfen. Auf eine halbwegs anständige Bezahlung hat man sich schnell geeinigt und ehe sichs unser Paddy versieht, sitzt er im Zug nach West Virginia.

Dort soll er die nächsten Jahre seines Leben verbringen. Die Arbeit ist hart und die Vorarbeiter gnadenlos, doch was tut man nicht alles für ein paar Cents, die man später am Abend gewinnbringend in Stout und Ale anlegen kann. Denn auch 1841 bekommt man auf der Bank nicht so viele Prozent Zinsen wie ein Bier Volumenprozent hat. Er kommt gut mit seinen Mitarbeitern aus und macht sich bei ihnen durch seine echt irischen Trinkeskapaden und sein Banjospiel beliebt. Bei einigen stößt er jedoch auf wenig Gegenliebe, gerade weil er den irischen Traditionen ein wenig zu konservativ anhängt. Denn frei nach dem bekannten Toast „Mögest du mit 95 Jahren in deinem Bett sterben, erschossen von einem eifersüchtigen Ehemann“, macht er die Bekanntschaft einiger mehr oder weniger ehrbarer vergebener Damen. Seine Suche endet jedoch, als er an einem freien Tag im Jahre 1843 die liebliche Witwe Biddy McGee kennenlernt. Sie heiraten noch im gleichen Monat und sie weicht (mit gutem Recht, wenn man an seine vergangenen Eskapaden denkt) seitdem nicht mehr von seiner Seite.
Ihr Glück soll jedoch nicht allzu lange halten, denn vier Jahre später stirbt Biddy bei der Geburt ihres elften Kindes (das dritte von Pádraig). Paddy kümmert sich nun neben seiner Arbeit bei der Eisenbahn um die elf hungrigen Mäuler, die seine Frau ihm hinterlassen hat. Den ältesten Jungens hat er durch Vitamin B bereits Jobs beschaffen können und es scheint, dass sie in seine Fußstapfen treten werden, sowohl was die Arbeit als auch was das Trinken angeht.
Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau übernimmt sich Paddy leider im örtlichen Pub ein wenig und kehrt von seinem abendlichen Ausflug nicht mehr zurück.



Er hinterlässt seinen elf Kindern ein Vermögen von $ 19,16
sowie fünf gestohlene Guinness-Gläser und ein Banjo.





Nun sollten wir aber mal zum springenden Punkt kommen:

Der bärtige Hase, den ihr auf unseren Konzerten immer auf der Bühne sitzen seht und der nun auch das Cover unseres ersten Albums ziert,

ist die Reinkarnation des besagten Pádraig O'Brien aus Irland!







Woher wir dies wissen?

Uns kam es schon immer ein wenig spanisch vor, dass ein weißer Hase einen karottenroten Bart haben sollte.

Eine RTL2-Dokumentation brachte uns dann auf den rettenden Gedanken: Dort wurde von Experten erklärt, dass man durch Hypnose herausfinden kann, wer ein Mensch in seinem vorigen Leben einmal war. Wir dachten uns, dass, was bei Menschen funktioniert, ja auch bei Hasen funktionieren müsste (oder etwa nicht?) und beschlossen, direkt beim örtlichen Hypnotherapeuten einen Termin zu machen. Am frühen Morgen schlagen wir mit unserem Häschen dort auf und der Therapeut setzt ihn direkt auf die schwarze Lederliege. Das Ergebnis nach 2 ½ Stunden Sitzung? Das habt ihr oben schon gelesen. Seitdem heißt unser Hase wieder standesgemäß Paddy und begleitet uns auf jedes unserer Konzerte, da er mittlerweile herausgefunden hat, dass er dadurch nicht mehr hart arbeiten muss um sich sein Guinness zu verdienen. Das gibt es bei uns nämlich umsonst und wir verlangen von ihm lediglich gut auszusehen.


Und aufgrund seiner Vergangenheit haben wir das Album kurzerhand "Paddy Go Bragh" genannt,
das die englische Umschrift eines gälischen Ausdrucks ist,

zu Englisch "Paddy Forever" oder zu Deutsch: "Paddy für immer"







Nun, da ihr Bescheid wisst, beehrt auch ihr uns einmal bei unseren Konzerten,
trinkt ein Guinness mit uns und Paddy

(aber Vorsicht: auch heute müssen sich Frauen und Bier gleichermaßen vor ihm in Acht nehmen!)

und nehmt, wenn ihr mögt, den ein oder anderen Silberling (unser Album)
in Erinnerung an Paddy's früheres Leben mit nach Hause.



"
May the face of every good news
and
the back of every bad news be toward to us"


Auf dass alle guten Nachrichten vor uns
und alle schlechten Nachrichten hinter uns liegen
!


Eure Dullahans

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